Die Fischflüsterin 05.06.2024
Frau Dr. Frank, wie wird man Tierärztin – spezialisiert auf Fische?
Dr. Frank: Bereits mit drei Jahren stand für mich fest, dass ich Tierärztin werde. Dies habe ich Jahre später dann auch an der Vetmeduni Wien verwirklicht. Randgruppen wie Vögel, Reptilien und Fische haben mich schon immer interessiert und es war für mich schon während des Studiums klar, dass mich meine tierärztliche Tätigkeit in diese Richtung führt. So kam es auch, dass ich nach Studienende und Doktorat eine dreijährige Ausbildung zum Fachtierarzt für Fische absolvierte und 2006 meine eigene tierärztliche Praxis für Fische eröffnete. Seit 2013 bin ich auch Mitglied der Fachtierarztprüfungskommission.
Sie werden sich aus veterinär-medizinischer Sicht um die Gesundheit unserer Fische kümmern, wie sehen Ihre Aufgaben in unserem Meerwasser-Aquarium aus?
Dr. Frank: Ich war ja auch schon bei der Planung mit an Bord und werde gerade zu Beginn, bis alles Mechanische steht und die Technikaktivierung passiert mit dabei sein. Ich muss die Technik im Hintergrund auch selbst verstehen, um damit arbeiten zu können. Die wirkliche Arbeit beginnt dann mit der Übernahme der Fische nach dem Transport. Wir haben eine ca. 80 m2 große Quarantäne-Station mit mehreren Becken zur Verfügung, wo die Tiere erst einmal ankommen. Alle Tiere werden von mir medizinisch untersucht. Sind alle gesund, dann dürfen sie nach Einhaltung der vorgeschriebenen Quarantäne-Zeit ins Aquarium einziehen.
Wie wurden die Fische fürs Aquarium eigentlich ausgewählt?
Dr. Frank: Es war von vornherein klar, dass ausschließlich Fische aus Nachzuchten eingesetzt werden. Wir haben auch für alle Meeresbewohner die notwendigen Zertifikate vom Züchter und achten bei der Auswahl der Tiere darauf, dass sich die Arten gut vertragen und dass sie – auch wenn sie später ausgewachsen sind – genügend Platz in ihrem neuen zu Hause haben werden. Wir werden auch keine Haie mit ins Aquarium geben – es gibt genügend attraktive Fische, die wir im Aquarium artgerecht halten können. Natürlich können wir nie 1:1 an der Natur dran sein, aber wir kommen ihr schon sehr sehr nahe. Man kann es verteufeln, aber es sollte einem auch bewusst sein, dass es manche Fischarten ohne Aquariumhaltung gar nicht mehr geben würde.
Und noch einen großen Vorteil sehe ich bei den Nachzuchten: Sie kommen aus kontrollieren Bedingungen. Somit ist die Gefahr auch geringer sich Krankheitserreger einzuschleppen.
Wie dürfen wir uns so eine Fisch-Visite vorstellen und was passiert, wenn ein Fisch tatsächlich krank ist?
Dr. Frank: Ich werde fix 1x im Monat zur Visite und auch bei Bedarf in der Alpentherme sein. Gemeinsam mit dem Alpentherme-Team werde ich mir die Wasserwerte und Protokolle ansehen und natürlich die Fische selbst. Hat ein Fisch offensichtlich ein Problem, wird er entnommen und kommt in Einzelpflege auf die eigene Krankenstation und wird von mir therapiert. Ist er wieder gesund, geht’s zurück ins Aquarium.
Woran erkennen Sie, dass es den Fischen gut geht?
Dr. Frank: Durch Beobachtung. Man sieht das an den Farben, an der Klarheit der Augen, am Schwimmverhalten, daran, ob sie neugierig und aufmerksam sind. Also man sieht es Fischen durchaus an, ob sie glücklich sind in ihrem zu Hause oder eben nicht.
Wie bewerten Sie als Fachtierärztin den Stressfaktor für die Meeresbewohner in unserem „swim-in“ Aquarium?
Dr. Frank: Heute ist die Stärke des Acrylglases bei diesen „Show-Aquarien“ so ausgelegt, dass sie möglichst vibrationsarm sind. Generell muss man auch sagen, gewöhnen sich Fische sehr schnell an ihre Umgebung. Im Haus der Natur in Salzburg, welches ich auch betreue, oder in Schönbrunn, sind die Fische unbeeindruckt von den vielen Besuchern. Auch wenn Kinder vorbeirennen, schwimmen die ganz in ihrem Element. Wichtig ist, dass es Ruhephasen für die Tiere gibt und die ergeben sich hier durch die Öffnungszeiten.
Um den Stress für die Tiere generell gering zu halten, wird es auch nur eine Fischlieferung geben. In den ersten Tagen im Aquarium legen die Tiere ihre Reviere und Hierarchien fest. Würden immer wieder neue eingesetzt werden, würde die Ordnung nämlich ständig durcheinandergewirbelt, was für die Tiere stressig sein.
Wir übernehmen mit dem Aquarium auch einen Bildungsauftrag. Dabei möchten wir nicht nur unsere Tiere vorstellen, sondern auch ihre Lebensräume und dabei Wissen vermitteln. Kann diese Wissensvermittlung aus Ihrer Sicht über ein Aquarium funktionieren?
Dr. Frank: Wissensvermittlung funktioniert am besten durch Anschauungsobjekte. Für manche Menschen ist es häufig schwer sich was vorzustellen, aber durch sehen, greifen, fühlen können sie Dinge bewusster wahrnehmen. Gerade Kinder sind von Fischen fasziniert. Sie können Fische stundenlang einfach nur beobachten und sie können von dieser Faszination sicher lernen, dass man mit der Natur sorgfältig umgehen muss. Auch wenn sie selber dann mal in Urlaub fahren und im Meer schnorcheln – bei solchen Tauchgängen wird bei nicht sorgsamen Umgang sehr viel kaputt gemacht. Dann sieht die Unterwasserlandschaft plötzlich nicht mehr so schön aus wie jene im Aquarium und das hat wiederum Konsequenzen für uns alle!
Mehr erfahren: www.fischpraxis.at