Verletzungen im Skisport: „part of the game“. 27.04.2023

Wir haben mit Reha-Stützpunktleiter Andreas Hochwimmer gesprochen. Über seine erste Reha-Bilanz, Erfolgsgeheimnisse und einen Job, bei dem Höhenflug und tiefer Fall oft nur eine Hundertstel entfernt liegen.

 

Der ÖSV und du als Kondi-Trainer der Speed-Damen habt das Gesundheitszentrum schon immer als Trainingsstützpunkt genutzt. Seit Mai letzten Jahres sind wir auch offizieller ÖSV-Reha-Stützpunkt – wie kam’s zu der Idee, die ÖSV-Athleten bei uns in Gastein wieder fit zu machen? 
Andreas: Ausschlaggebend war die Verletzung von Nici Schmidhofer mit einer sehr intensiven Reha-Phase hier in Gastein von knapp 8 Wochen im letzten Jahr. Das hat so gut funktioniert, dass der ÖSV mit der Frage an mich herangetreten ist, ob man nicht die Reha weiter ausbauen und einen offiziellen Reha-Stützpunkt im Gesundheitszentrum in Bad Hofgastein etablieren könnte. Für die Damen- und Herren-Teams sowie Skicross-Athleten – für alle, die mit alpinen Skiern unterwegs sind.

Was zeichnet die Reha hier im Gesundheitszentrum für dich aus?
Andreas: Die kurzen Wege. Therapie, Training & Unterkunft sind unterirdisch miteinander verbunden. Die Unkompliziertheit, die Qualität der Therapien und natürlich das Thermalwasser. Wir kennen ja die vielen positiven und heilenden Eigenschaften von Radon auf Verletzungen. Das warme Thermalwasser ist aber auch irrsinnig hilfreich in der Regeneration. Und wir haben hier auch noch die Kältekammer mit ihren -110 Grad. Somit können wir zwei ganz unterschiedliche Reize setzen und die beiden regenerativen Maßnahmen Wärme- und Kältetherapie höchst effektiv miteinander kombinieren. 

Wie läuft so eine Reha ab? Wie lange sind die Athleten in der Regel hier?
Andreas: Das ist je nach Schwere der Verletzung unterschiedlich. Von der Schuhrandprellung, wo Athleten nur 3 Tage bleiben, bis zur Langzeit-Therapie, wie aktuell bei Kathi Gallhuber, die wir dann über 6 Wochen lang begleiten, ist alles dabei. Bewährt haben sich 3-Wochen-Blöcke, wobei die Sportler dann wieder eine Woche daheim sind und anschließend für 3 Wochen wieder herkommen. Dann werden die Abstände länger, weil ja auch der Therapie-Bedarf sinkt und sie ins „normale“ Kondi-Training und ihren Trainingsalltag zurückgehen.

Wie schaut der Therapieplan deiner Schützlinge aus?
Andreas: Voll. Also der Aufenthalt hier ist eine Kombination aus Aufbautraining mit mir und verschiedenen Therapieanwendungen wie Unterwasser-Therapien, Lymph-Drainagen, Stromtherapien und Physiotherapien mit den Therapeuten im Gesundheitszentrum. Der Austausch mit den Physios ist für meine Arbeit essentiell. Wir stimmen uns hier stark ab, wie ich das Aufbautraining anhand der Verletzung und des Genesungsprozesses zielführend aufbauen kann und welche Schwerpunkte gesetzt werden.

Wie gefällt’s den Athleten bei uns?
Andreas: Die fühlen sich wohl. Für die Sportler ist die Reha natürlich eine Ausnahmesituation und eine sehr sensible Phase in der Karriere. Manche sind lieber für sich, andere, so wie eine Nici Schmidhofer, die geben auch gerne Tipps und Einblicke, die für den „Otto-Normal-Verbraucher“ sag‘ ich mal sicher wertvoll sind. Wie sich die Nici nach der schweren Verletzung zurückgekämpft hat, sucht sicher seinesgleichen. Auch wenn sie jetzt leider ihr Karriere-Ende bekannt gegeben hat. Wenn man als Patient aber das Glück hat, neben einem Top-Athleten zum Ergometer-Training zu kommen dann kann das sicher auch Motivation für die eigene Rehabilitation sein.

Dein Resümee als Reha-Stützpunktleiter, wenn du dir das letzte Jahr anschaust?
Andreas: Wir sind natürlich noch im Aufbau, um unser „Reha-Kompetenzzentrum“ rund um Jan Greisinger, Peter Meliessnig, Hannes Schwarz und meine Person gut zu etablieren, mit dem größtmöglichen Nutzen für die Sportler. Der 1. Mai 2022 war der Start für die Saisonvorbereitung und unser Startschuss. Seitdem sind wir leider Gottes ausgebucht. Also vom Weltcup-Sieger bis zur Nachwuchs-Hoffnung haben wir bis jetzt 20 Athleten mit unterschiedlichsten Verletzungen hier begleitet, 7 davon waren z.B. Kreuzband-Verletzungen. Das Feedback der Sportler zeigt, dass wir viel richtig machen, natürlich gibt es immer Kleinigkeiten, die man verbessern und weiterentwickeln kann. Genauso wie es auch immer neue Ideen und Therapie-Konzepte gibt. Ich sag‘: Zufriedenheit bedeutet Stillstand – und mit dem geben wir uns nicht zufrieden!

Danke dir für das Gespräch!
 

Das könnte dich auch interessieren